Spielraum
Monster zum Kuscheln, Beißringe, die eher als Schlagringe zu gebrauchen sind, reizend anzuschauende Pistolen – Parodien auf die quietschbunte Spielzeugwarenwelt, mit der die Jüngsten zugeschüttet werden. Phantasievoll ist der künstlerische Umgang Judith Runges mit den Objekten, die massenhaft oft am anderen Ende der Welt unter zweifelhaften Arbeitsbedingungen hergestellt werden, Spielzeuge, die die Kreativität, den kindlichen Entdeckungsdrang, die Phantasie töten, das immer mehr Haben-Wollen fördern, frühzeitig Konsumzwang erwachen lassen als Flucht vor tiefempfundener Langeweile. Kritisch und dem Thema angemessen – nämlich spielerisch – setzt sich die Künstlerin mit dieser Problematik auseinander. Judith Runge übersteigert, veredelt „Spielzeuge“, verfremdet ihre Funktion – allein schon durch die Herstellung in Keramik. Eine Verwandlung, die neugierig macht, die irritiert, die abstößt und anzieht zugleich. Der Entdeckungsdrang der Erwachsenen erwacht beim Gang durch diesen Spielraum, ist eine Abenteuerreise wie für das Kind der Eintritt in den Spielzeugladen – auch wenn den Großen das Angebot noch so scheußlich scheinen mag.
Text: Dr. Ines Janet Engelmann, Leipzig, 2008
Steinzeugton, Engoben, Platin, u.a. Material
Größe der Einzelobjekte 12-30 cm
2007-2016